Hodgkin-Lymphom
Autor/en: M.Engels, Düren
Letzte Änderung dieser Seite: 24.11.2006
Die histologischen Subtypen des Hodgkin-Lymphoms lassen sich zytologisch im Allgemeinen nicht mit hinreichender Sicherheit voneinander abgrenzen. Eine histologische Untersuchung ist auf jeden Fall erforderlich. Das Hodgkin-Lymphom hat eine Besonderheit, die es von den übrigen Lymphomen unterscheidet: Die überwiegende Zahl der Zellen in befallenen Lymphknoten oder sonstigen befallenen Organen ist benigne und beruht auf einer Reaktion auf die von den spärlichen malignen Zellen freigesetzten Zytokinen. Der Anteil der malignen Zellen beträgt beim Hodgkin-Lymphom je nach Subtyp nur zwischen 0,1% und 10% der Zellen des befallenen Lymphknotens. Daraus ergeben sich auch die Schwierigkeiten, die der Zytologe mit dem Hodgkin-Lymphom hat: Er muss auf dem Hintergrund zahlreicher benigner Zellen die wenigen malignen Zellen finden, erkennen und richtig beurteilen. Voraussetzung hierfür ist, dass man das breite Spektrum der benignen reaktiven Veränderungen im Lymphknoten gut kennt.
Die malignen Zellen des klassischen Hodgkin-Lymphoms sind Hodgkin-Zellen und Reed-Sternberg-Riesenzellen, oft kurz zusammengefasst als "Hodgkin-Reed-Sternberg-Zellen" (HRS-Zellen). Hodgkin-Zellen sind große, einkernige Zellen mit einer relativ grobsträhnigen Chromatinstruktur und einem auffallend großen Nukleolus, der gar nicht selten so groß ist wie ein kleiner Lymphozyt. Das Zytoplasma ist meistens schmal und hellbasophil angefärbt. Hodgkin-Zellen haben mindestens die Größe von Immunoblasten oder sind noch etwas größer. Reed-Sternberg-Riesenzellen sind sehr große, doppel- oder mehrkernige Zellen, die im Übrigen Hodgkin-Zellen entsprechen. In mindestens zwei Kernen oder zwei Kernlappen dieser Riesenzellen sollte ein sehr großer Nukleolus zu erkennen sein.
Das Hodgkin-Lymphom kann sehr einfach, in einigen Fällen aber auch schwierig zu erkennen sein. Meistens sind die Punktionsausstriche zellreich, beim Subtyp der nodulären Sklerose können aber auch auffallend zellarme Punktate vorkommen. Am häufigsten sieht man zytologisch folgendes Bild: Auf dem Hintergrund zahlreicher normaler lymphatischer Zellen kommen eingestreut in mehr oder weniger großer Häufigkeit einzelne große oder auch sehr große, atypische Zellen vor, die nicht in das Bild eines reaktiven Lymphknotens passen. Meistens sind sehr große, prominente Nukleolen zu erkennen; dies muss aber nicht der Fall sein. Vermengt mit normalen lymphatischen Zellen kommen oft Eosinophile, Plasmazellen und Histiozyten, insbesondere Epitheloidzellen vor. Manchmal finden sich nur sehr wenige Hodgkin-Zellen, in anderen Fällen sind ganze "Rasen" von Hodgkin-Zellen oder Reed-Sternberg-Riesenzellen zu sehen.
Differenzialdiagnostisch müssen ein Lymphknotenbefall durch solide Tumoren, andere maligne Lymphome und auch reaktive Lymphknotenvergrößerungen gegenüber dem Hodgkin-Lymphom abgegrenzt werden.
Ein schütterer Einzelzellbefall durch ein Karzinom oder ein Sarkom lässt sich zytologisch nicht immer ausschließen. Es lohnt sich, solche Problemfälle sorgfältig zu mustern, d.h. wirklich jedes Gesichtsfeld mit dem 10er-Objektiv abzusuchen. Bei den meisten Karzinomen findet man zellreiche Bilder mit sehr vielen ortsfremden Zellen, die oft in Verbänden gelagert sind.
Auch bei malignen Non-Hodgkin-Lymphomen können große atypische, immunoblastenähnliche Zellen vorkommen, die schwer von Hodgkin-Zellen zu unterscheiden sind. Hier findet man aber meistens ein morphologisches Kontinuum von atypischen lymphatischen Zellen unterschiedlicher Größe, während beim Hodgkin-Lymphom ein morphologischer Hiatus vorliegt zwischen den Hodgkin- und Reed-Sternberg-Zellen einerseits und andererseits den normalen lymphatischen Zellen, die den reaktiven Hintergrund bilden. Außerdem ist bei den meisten Non-Hodgkin-Lymphomen der Anteil der atypischen lymphatischen Zellen im Punktat weitaus höher als beim Hodgkin-Lymphom.