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Methoden
Fehler bei der Herstellung von Ausstrichen
Artefakte nach Langzeitlagerung von Knochenmarkpräparaten
Lymphozytenverunreinigung im Blutausstrich
Plattenepithel im Blutausstrich
Schlechter Knochenmarkausstrich


Artefakte nach Langzeitlagerung von Knochenmarkpräparaten

Knochenmarkaspirat sollte unmittelbar nach Entnahme ausgestrichen werden. Die spätere Verarbeitung des Aspirates führt zu lytischen und/oder koagulatorischen Artefakten und damit zu eingeschränkter Beurteilbarkeit.
Die gut luftgetrockneten Ausstriche können für verschiedene Spezialfärbungen noch wenige Tage bis wenige Wochen eingesetzt werden. Es empfiehlt sich, den entsprechenden Zeitabstand (Färbevorschrift ansehen!) nicht zu überschreiten. Durch gekühlte Aufbewahrung kann z.T. eine Verlängerung erzielt werden.
Eingedeckte panoptisch gefärbte Präparate halten ihre Farbqualität bei Lagerung unter Lichtabschluss für mindestens fünf Jahre. Nach Giemsa oder Pappenheim gefärbte ältere Präparate können nach Entfärbung mit PAS gefärbt werden.
Eine Langzeitaufbewahrung luftgetrockneter unfixierter Präparate ist nicht sinnvoll.


Beschreibung/Beurteilung der Bildserie: Der abgebildete Knochenmarkausstrich wurde 1977 angefertigt, nicht fixiert und nicht gefärbt. Da er nicht katalogisiert archiviert wurde, war er (bei Vorliegen einer Neoplasie, s.u.) wahrscheinlich für eine Spezialfärbung vorgesehen. Ein Befund konnte dem Ausstrich nicht zugeordnet werden. Nach Ablauf des damals üblichen Archivierungszeitraumes von 15 Jahren für Knochenmark- und sonstige Zytologie wurde der ungefärbte Ausstrich im Jahre 1993 bei der Entsorgung von Präparaten panoptisch wie üblich gefärbt.
Beurteilung: Die Differenzierbarkeit von Kern- und Zytoplasmastrukturen hat stark nachgelassen. Es kommt zu einer unterschiedlich starken Anfärbung in einem Mischfarbton (z.T. Überfärbung). Die unterschiedliche Intensität der Anfärbung in verschiedenen Zellkompartimenten lässt bei einzelnen Zellen noch eine Differenzierung zu. Der Hintergrund färbt relativ stark an; zahlreiche freiliegende Partikel. Es finden sich viele Kratzer.
Die Erythrozyten zeigen eine gleichartige Farbannahme (im Gegensatz zu frischen Ausstrichen). Die Morphologie der übrigen Zellen lässt bei einigen an Plasmazellen denken, andere zeigen ein blastenartiges Aussehen. Sicher ist eine Knochenmarkinfiltration durch eine hämatologische oder lymphatische Neoplasie, es könnte sich um ein unreifzelliges Plasmozytom handeln.





Knochenmarkausstrich, Übersicht (Objektiv 20x). Starke Anfärbung der Zytoplasmata in einem Mischfarbton, schwächere Anfärbung der Kerne. Reichlich blass anfärbender Hintergrund (Eiweiß?). Kratzer, freigesetzte Partikel.





Knochenmarkausstrich, Detail (Objektiv 100x Öl). Die Erythrozyten färben sich wie die übrigen Zellen an, lassen aber die zentrale Aufhellung erkennen. Die übrigen Zellen sind hier nicht zu differenzieren.





Knochenmarkausstrich, Detail (Objektiv 100x Öl). An dieser Stelle finden sich unterschiedlich anfärbende Zellpopulationen. Überwiegend sind sie zytoplasmatisch überfärbt, z.T. zweikernig, manche nach der Form und Kernlage an Plasmazellen erinnernd. Daneben weniger häufig Zellen, die "lytisch" aussehen und unterfärbt bleiben. Die Zytoplasmakontur dieser Zellen ist z.T. oder gänzlich unscharf. Typisch ist hier das Anschwellen der Kerne und das Sichtbarwerden der Nukleolen. Viele kleine Partikel, die kleiner als Erythrozyten sind; bei diesen dürfte es sich um "lymphoglandular bodies", die auch "Söderström bodies" genannt werden, handeln. Deren Vorhandensein kann für ein Lymphom sprechen.





Knochenmarkausstrich, Detail (Objektiv 100x Öl). Hier liegen die Zellen dicht gepackt. Darunter sicher keine reiferen Zellen der Granulo- oder Erythropoese. Megakaryozyten wurden nicht gefunden. Einzelne Zellen erinnern an unreife Plasmazellen.




Literaturreferenzen:
  • Boll I, Heller S. Praktische Blutzelldiagnostik. Springer-Verlag.Berlin Heidelberg 1991.
    [DNB]
  • Boll I. Zytologische Knochenmarkdiagnostik, Zweite Auflage. Springer-Verlag.Berlin etc. 1980.
    [DNB]
  • Rohr K. Das menschliche Knochenmark, 3. Auflage. Georg Thieme Verlag. Stuttgart 1960.
    [DNB]
  • Huber H, et al. Methoden der diagnostischen Hämatologie. Springer-Verlag.Berlin etc. 1994.
    [DNB]
  • Huber H, et al. Hämatologie und Immunhämatologie. Springer-Verlag.Berlin etc. 1983.
    [DNB]
  • Tumorzentrum München (Hrsg.). Leukämien und MDS. Empfehlungen zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge. 3. Auflage. Zuckschwerdt Verlag 2009
    [Online]
  • Stern RC, et al. Significance of lymphoglandular bodies in bone marrow aspiration smears. Diagnostic Cytopathology 2001;24:240-3. PMID:11285618
    [Medline]

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