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Retikulozytenfärbung und -zählung (manuell)
Autor/en: F.-G. Hagmann
Letzte Änderung dieser Seite: 26.03.2014
Es handelt sich um eine Supravitalfärbung, d.h., der Färbevorgang vollzieht sich an noch lebenden Zellen, die aus dem Gewebeverband herausgelöst sind (durch Blutentnahme), mit einem Vitalfarbstoff [Bucher O 1973]. Es erfolgt normalerweise keine Gegenfärbung, das Material ist unfixiert.
Prinzip: Die jungen in der panoptischen Färbung polychromatischen Erythrozyten enthalten noch Reste von RNS. Diese lassen sich mit Vitalfarbstoffen darstellen. Mit Brillantkresylblau bildet sich nach wenigen Minuten eine fädige oder körnige Struktur, die als Substantia granulofilamentosa bezeichnet wird. Diese ist vom Reifungsgrad abhängig unterschiedlich ausgebildet.
Methode: Die Färbung kann als Röhrchenmischung mit Neu-Methylenblau oder als Pipettenmischung mit Brillantkresylblau durchgeführt werden. Die Arbeitsvorschrift für Neu-Methylenblau ist z.B. von Bucher angegeben [Bucher U 1988]. Für die Pipettenmischung gibt es Arbeitsvorschriften bei von v. Kress [von Kress H 1966] und bei Begemann [Begemann H 1989]. Eine weitere Möglichkeit der Färbung ist die Objektträgermethode (mit Brillantkresylblau). Die mit dem Farbstoff bestrichenen vorbereiteten Objekträger sind 2 bis 3 Wochen haltbar - siehe Arbeitsvorschriften bei [Bucher U 1988] und [Abteilung für Hämatologie Universitätsklinikum Mainz 1986].
Von der ICSH wurde Neu-Methylenblau zum standardisierten Einsatz bei der mikroskopischen Retikulozytenzählung vorgeschlagen [Porstmann B 1993].
Die manuelle Zählung ist anfällig für Fehlinterpretationen und Zählfehler [Porstmann B 1993]. Zur Verminderung des Zählfehlers sollte ein Miller-Okular benutzt werden. Die Definition nach dem Bewertungsstandard des ICSH sollte berücksichtigt werden. Die Zählung und Interpretation von mindestens 1000 Zellen wird empfohlen. Der Zählfehler ist abhängig von der Retikulozytenzahl [Porstmann B 1993], weshalb davon abhängig mehr (Normbereich) oder weniger (Retikulozytose) Zellen gezählt werden müssen.
Bei Anämie muss die Retikulozytenzahl abhängig vom Hämatokrit korrigiert werden: RPI = Retikulozytenproduktionsindex [Fuchs R 2007].
Wenn EDTA-Blut verwendet wird, ist zu beachten, dass eine zu hohe EDTA-Konzentration (ungenügende Blutfüllung) den Färbeeffekt der Vitalfärbung vermindert [Wendt F 1986].
Auf die Möglichkeit einer Gegenfärbung mit Giemsa nach Retikulozytenfärbung wird in der Literatur hingewiesen [Begemann H 1987].
Für allgemeine klinische Belange ist eine gewisse fehlerbedingte Schwankungsbreite der Retikulozytenzählung zu tolerieren. Bei speziellen Fragestellungen, z.B. der Veränderung der Retikulozytenzahl durch die Erythropoese steigernde Substanzen, ist eine exakte und reproduzierbare Methode erforderlich.
Aus den beschriebenen Gründen hat sich in der Praxis vielfach die automatisierte Zählung als Standard durchgesetzt.
Literaturreferenzen:
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Bucher O. Cytologie, Histologie und mikroskopische Anatomie des Menschen. 8. Auflage. Medizinischer Verlag Hans Huber, Bern - Stuttgart - Wien 1973
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Bucher U. Labormethoden in der Hämatologie. Verlag Hans Huber, Bern - Stuttgart - Toronto 1988
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von Kress H. In: Müller F, Seifert O, von Kress H (Hrsg.). Taschenbuch der medizinisch-klinischen Diagnostik. 69. Auflage. Verlag von J.F. Bergmann, München 1966. [Druckausgabe, s.a. DNB]
URL:http://link.springer.com/book/10.1007%2F978-3-662-30153-1 [Online-Ausgabe]
[DNB]
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Begemann H, Begemann M. Praktische Hämatologie. 9. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart New York 1989
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Abteilung für Hämatologie Universitätsklinikum Mainz. Anleitung zur Durchführung der hämatologischen Labordiagnostik im Rahmen des Praktikums für klinische Chemie und Hämatologie. Abteilung für Hämatologie, Mainz 1986
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Porstmann B. Retikulozyten - Reifung, Analytik, Klinische Bedeutung. Verlag D.E. Wachholz K.G, Nürnberg 1993
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Fuchs R, et al. Manual zum Mikroskopierkurs Hämatologie 2004. Nora-Verlag, Stolberg 2004
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Wendt F. Kleines Vademecum haematologicum Nordmark. Überarbeitete Auflage. Nordmark Arzneimittel GmbH, Uetersen 1986
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Begemann H, Rastetter J. Atlas der klinischen Hämatologie. 4. Auflage. Berlin etc. 1987
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