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Färbetechnik
Peroxidase/Myeloperoxidase
POX, Blutausstrich
POX, Leukozytenkonzentrat
POX-Defekt der Neutrophilen, MPO-Defizienz
POX mit Benzidin-Reaktion


Partieller Peroxidase-Defekt der Neutrophilen, Myeloperoxidase-Defizienz

Stellt man in einem Blut- oder Knochenmarkausstrich eine verminderte Aktivität der Peroxidase der Granulozyten fest, muss zunächst ein methodischer Fehler ausgeschlossen werden. Deshalb wird im hämatologischen Labor bei jeder Sonderfärbung eine normale Kontrolle mitgeführt. Falls hier die Peroxidase-Intensität schon vermindert ist, muss man weiter nachsehen und kann sie im diagnostischen Präparat nicht bewerten.

Die Firma SIGMA Diagnostics gibt für die Vorbereitung ihrer Peroxidasefärbung folgende Hinweise: Es sollen frisch präparierte Blut- oder Knochenmarkausstriche benutzt werden. Das Blut kann in Heparin oder in EDTA abgenommen werden. Lichtexposition sollte minimiert werden, da die Leukozytenphosphatase photolabil ist. Es wird angegeben, dass unfixierte Filme 3 Wochen stabil bleiben im Dunkeln.
Löffler gibt zur Präanalytik in der Zytochemie an, dass Ausstriche, die nicht sofort verarbeitet werden können, lichtgeschützt und trocken bei weniger als 18 Grad C bei einer Wartezeit unter 12 Stunden gelagert werden sollen. Wenn das Material länger gelagert werden muss, wird es im Gefrierfach eines Kühlschranks luftdicht verpackt. Vor der Verarbeitung wird das Material dann auf Zimmertemperatur erwärmt.

Neutrophile und eosinophile Granulozyten sind POX-positiv, für die Basophilen gibt es unterschiedliche Angaben in der Literatur.

In diesem Zytozentrifugenkonzentrat von Leukozyten kann man sehr schön die kräftig "körnig" angefärbten Eosinophilen differenzieren, die meistens 2 oder 3 plumpe Kernsegmente zeigen, mit keiner erkennbaren Kernstruktur (Abb. 1). Demgegenüber ist in den neutrophilen Granulozyten, die meistens mehr Segmente zeigen mit einer in der Gegenfärbung eben noch erkennbaren Kernstruktur, überwiegend keine oder eine verminderte POX-Aktivität vorhanden (Abb. 2 a-c). Auch die ohnehin schwächere Peroxidase-Aktivität der Monozyten ist herabgesetzt oder nicht nachweisbar. Einzelne neutrophile Granulozyten zeigen aber eine normale Aktivität (Abb. 3a und b). Es handelt sich hierbei nicht um einen methodischen Fehler, sondern um einen POX-Defekt.
Im entsprechenden panoptisch gefärbte Zytozentrifugenkonzentrat von Leukozyten als Ergänzung zu dem Peroxidase-gefärbten Präparat (Abb. 4) kann man sich die Anzahl und die Morphologie der neutrophilen und eosinophilen Granulozyten vergegenwärtigen und mit dem Myeloperoxidase-Präparat vergleichen. Morphologische Auffälligkeiten der Granulozyten liegen nicht vor.

Die angeborene Form der Myeloperoxidase-Defizienz ist nicht selten (häufigste angeborene Störung der Phagozyten), für den totalen MPO-Mangel wird eine Häufigkeit von 1:4000 angegeben, für den partiellen 1:2000. Bei dem in den Abbildungen dargestellten Fall handelt es sich um einen hochgradigen, aber partiellen Mangel. Der MPO-Mangel ist eine autosomal-rezessive Störung mit variabler Expression. Das MPO-Gen liegt auf Chromosom 17 bei q22-q23. Im Allgemeinen gibt es keine klinischen Manifestationen. Selten wird über disseminierte Candidiasis berichtet (oder andere Pilzerkrankungen), gewöhnlich kombiniert mit Diabetes mellitus. MPO-Defizienz kann erworben auch bei MDS, AML, CML und Batten-Disease (neuronale Ceroidlipofuscinose) vorkommen. Als Rarität wird auch über MPO-Mangel der Eosinophilen berichtet.

Infolge der Verbreitung der automatischen Leukozytendifferenzierung mit Hilfe der endogenen Peroxidase (z.B. ehemals Technicon H1) ist in den letzten zwanzig Jahren die tatsächliche Häufigkeit des genetisch bedingten MPO-Mangels sichtbar geworden, sie liegt bei dem Routine-Patientengut eines Labors bei ca. <0,1%. Beim partiellen Mangel ließ sich schon mit dem H1 ein erniedrigter MPXI-Wert finden. Das Nukleogramm ist unauffällig.
Der in dem H1-Befund dargestellte Fall ist nicht mit dem der Abbildungen identisch. Bei höhergradigem Mangel findet man eine deutliche Vermehrung der LUC ("large unstained cells") und der Monozyten sowie eine "Pseudoneutropenie" (Abb. 5).





Abb. 1: Ein etwas kräftiger gefärbter zweisegmentiger Granulozyt, bei dem es sich ziemlich sicher um einen Eosinophilen handelt. Daneben ein etwas schwächer gefärbter Neutrophiler (Leukozytenkonzentrat, Objektiv 100x Öl).





Abb. 2a: Ein negativer Lymphozyt und ein neutrophiler Segmentkerniger mit einer "Spur" von Peroxidase (Leukozytenkonzentrat, Objektiv 100x Öl).





Abb. 2b: Ein Granulozyt, dessen einzelnes POX-Granulum wohl ein versprengtes ist. Das kommt vor, wenn Eosinophile aufplatzen. Die beiden anderen Neutrophilen zeigen eine fleckförmig deutlich verminderte Färbung (Leukozytenkonzentrat, Objektiv 100x Öl).





Abb. 2c: Zwei komplett negative Neutrophile und ein weitgehend normal angefärbter (Leukozytenkonzentrat, Objektiv 100x Öl).





Abb. 3a: Eine komplett negative neben einer normal gefärbten Zelle (Objektiv 100x Öl).





Abb. 3b: Im Zentrum ein komplett negativer Granulozyt, darüber ein negativer Lymphozyt. Zum Bildrand hin nach rechts unten zwei normal angefärbte Granulozyten (Objektiv 100x Öl).





Abb. 4: Das panoptisch gefärbte Zytozentrifugenpräparat zeigt eine Eosinophilie, aber sonst morphologisch unauffällige Leukozyten (Objektiv 40x).




MPO-Defizienz



Abb. 5: H1-Blutbild bei MPO-Defizienz (Fall nicht zu den Abb. 1-4 gehörig!). Es werden vermehrt Monozyten und LUC ("large unstained cells") gezählt. Das mikroskopisch ermittelte Differenzialblutbild ist handschriftlich auf dem Befund eingetragen.




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