Der Hämatologische Notfall - Anämie und Polyglobulie - Monatsblatt Juni 2008

Autor/en: H. Diem (1), R. Hinzmann, F. Forstreuter (2)
Institution/en: (1) Würmtal-Labor, 82131 Gauting; (2) Sysmex Europe GmbH, 22848 Norderstedt
Quellenangabe: Der Sysmex Scientific Kalender 2008; Fotos und Text: Dr. med. Heinz Diem;
Text: Dr. rer. nat. Rolf Hinzmann, Dr. rer. nat. Frauke Forstreuter
Serie zuletzt geändert am: 01.01.2008

Im Labor kann man eine Anämie oder eine Polyglobulie oft bereits beim Auftragen eines Bluttropfens auf den Objektträger oder nach Sedimentation der Erythrozyten im EDTA-Röhrchen erkennen. Sehr niedrige Hämoglobinwerte (<8g/dL), solche mit deutlichem Abfall gegenüber dem Vorwert oder hohe Hämoglobin- (> ca. 18g/dL) und Hämatokritwerte (> ca. 60%) müssen sofort mitgeteilt werden. Der Hämoglobingehalt der Retikulozyten (Ret-H_e) kann an den Hämatologie-Systemen SYSMEX XE-5000, XE-2100 und XT-2000i separat bestimmt werden. Er gibt Aufschluss über die Verfügbarkeit von Eisen im Knochenmark und ist somit von großem Nutzen bei der Differentialdiagnose, bei der Therapieentscheidung und beim Therapie-Monitoring.

Scattergramm eines 7-jährigen Mädchens mit starker hypochromer Anämie. Im Retikulozyten-Kanal korreliert das mittlere Signal des Vorwärtsstreulichts der Retikulozyten (siehe Pfeil) sehr gut mit ihrem mittleren Hämoglobingehalt (Ret-H_e). Bei dieser Patientin sieht man eine deutliche Verschiebung der Retikulozyten-Streulicht-Signale (violett und rot) und auch der Erythrozyten (blau) zu kleineren Werten als bei einem gesunden Individuum.

Drei Tage nach Beginn einer Therapie mit Erythropoetin und iv. Eisen erkennt man einen deutlichen Anstieg der Retikulozytenkonzentration und von Ret-H_e (rote und violette Signale sind nach oben verschoben: siehe Pfeil). Die reifen Erythrozyten (blau) zeigen noch den ursprünglichen Eisenmangel auf.

Eine ausgeprägte Polyglobulie (Erythrozytose) ist oft schon nach der Sedimentation der Erythrozyten im Röhrchen erkennbar. Linkes Röhrchen: Hämatokrit 82%, rechtes Röhrchen: Hämatokrit 39%.

Bei einer deutlichen Anämie (hier schwere aplastische Anämie mit einem Hämoglobin von 4,8 g/dL) oder einer Polyglobulie mit einem Hämatokrit über 50% ist es schwer, einen "ordnungsgemäßen" Ausstrich herzustellen. Die Ausstriche sind immer zu dünn (Anämie) bzw. zu dick. Bei einer Polyglobulie muss das Blut eventuell verdünnt werden.


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