Liquor - Physiologische Varianten von Liquorzellen ohne Krankheitswert
Autor/en: H. Strik, I. Nagel
Institution/en: Klinik für Neurologie, Philipps-Universität Marburg
Serie zuletzt geändert am: 21.11.2009
Normale Varianten von physiologischen Liquorzellen betreffen Zellen, die aus physiologischen Liquorzellen entstehen, ohne dass dies einen pathologischen Prozess anzeigt. Die Varianten werden - ähnlich wie liquorraumsnahe Zellen auch - leicht erkannt als nicht zum normalen Zellbild gehörig, besitzen aber ebenfalls keinen Krankheitswert. Es handelt sich z.B. um siegelringartige Makrophagen oder mehrkernige Riesenzellen, die leicht zu Fehldiagnosen führen, und deshalb vom Zytologen klar identifiziert werden sollten. Die regelhafte Form weist auf den Charakter dieser Zellen hin.
a) Siegelringartige Makrophagen
Die Entstehung von siegelringartigen Makrophagen ist nicht letztendlich geklärt. Vermutlich handelt es sich um überalterte Makrophagen mit einer großen Vakuole. Überlappungen ergeben sich zu Fett phagozytierenden Lipophagen. Wenn diese seltene Variante von Makrophagen auftritt, ist die Abgrenzung zu neoplastischen Siegelringzellen bei Adenokarzinomen z.B. des Magens nicht immer leicht. Hilfreich bei der Differenzierung ist die Zellgröße, die bei den Karzinomzellen üblicherweise stark erhöht ist sowie die Zellform, die bei neoplastischen Zellen eher atypisch sein wird. Zudem ist das Zytoplasma bei neoplastischen Zellen stärker basophil angefärbt. Maligne Siegelringzellen treten üblicherweise nicht isoliert auf, sondern im Kontext mit klar erkennbaren Karzinomzellen. Absolut klare Unterscheidungskriterien können jedoch nicht aufgestellt werden, weshalb die Beurteilung im Kontext mit dem Gesamtzellbild erforderlich ist.
b) Mehrkernige Riesenzellen
Obwohl mehrkernige Riesenzellen sehr selten sind fallen sie doch sofort auf und können bei oberflächlicher Betrachtung leicht mit Tumorzellen verwechselt werden.
Die Entstehung mehrkerniger Riesenzellen wird durch synzytialen Zusammenschluss mehrerer physiologischer Zellen - am ehesten monozytärer Herkunft - erklärt. Sie fallen durch ihre basophile Färbung und enorme Größe auf, weshalb sie zunächst wie Tumorzellen imponieren. Erst bei genauer Betrachtung bei höchster Vergrößerung fallen die multiplen Zellkerne auf. Zudem treten diese Zellen üblicherweise einzeln auf, so dass nicht der Eindruck einer massiven Meningeose entsteht. Bei eingehender Musterung ist dann erkennbar, dass Zytoplasma und Zellkerne regelhaft geformt sind, weshalb ein maligner Prozess nicht mehr vermutet werden muss.