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Renale Anämie
Autor/en: F.-G. Hagmann
Institution/en: Karlsruhe
Serie zuletzt geändert am: 08.03.2011
Die renale Anämie ist meistens eine normochrome, normozytäre Anämie, eine leichte Makrozytose kann vorkommen. Außer normalen Erythrozyten können Akanthozyten-ähnliche, Echinozyten, Fragmentozyten und trianguläre Zellen vorkommen. Hier sieht man darüber hinaus noch so genannte "Geisterzellen", d.h. Erythrozyten, die sich im Zustand der Auflösung befinden, aber an der Form und der Farbe eben noch als solche erkennbar sind.
Die morphologischen Veränderungen sind im Wesentlichen unabhängig von der Ätiologie der Niereninsuffizienz und stellen sich bereits bei moderaten urämischen Werten ein. Das gilt natürlich nicht für das akute Nierenversagen im frühen Stadium, in dem aus vielfältigen Gründen auch eine Anämie vorliegen kann, oder für das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) - (s.a. unter "Fragmentozyten"), hier können bei Beginn typische morphologische Veränderungen bei zunächst nur gering eingeschränkter Nierenfunktion vorhanden sein.
In der Literatur [Kapff CT 1982] wird besonders auf die Zellen mit gekerbten Einschnitten verwiesen, denen man morphologisch weder mit dem Begriff "Klettenzelle" noch Echinozyt gerecht würde.
Das Blutbild wurde unter laufender Hämodialyse abgenommen, während derer sich die Erythrozyten unter einem besonderen mechanischen Stress befinden. Ob zusätzlich eine Hypertriglyzeridämie (die ja bei Dialysepatienten nicht selten ist) vorlag, ist unbekannt.
Es bestand in diesem Fall auch eine leichte Leukozytopenie, wobei der Anteil der Neutrophilen aber nicht reduziert erscheint. Eine gewöhnlich asymptomatische höhergradige vorübergehende Neutropenie trat früher in der ersten Stunde der Hämodialyse auf, induziert durch Komplementaktivierung an der Cellophanmembran im Dialysator, mit Sequestration der Neutrophilen in der Lunge. Diese soll mit den neueren Membranmaterialien geringer ausfallen, was allerdings nicht unwidersprochen geblieben ist, da es eine erhebliche inter-individuelle Streuung auch bei Verwendung von Cuprophan- und Polysulfonmembranen gibt. Außerdem kann sich bei Dialysepatienten auch eine Lymphozytopenie finden.
Beschreibung/Beurteilung der Bildserie: Bis auf die erste zeigen die Abbildungen (Objektiv 100x Öl) verschiedene deformierte Erythrozyten (Akanthozyten ähnlich, "Klettenzellen", Fragmentozyten, Geisterzellen u.a. Formen).
Literaturreferenzen:
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Kapff CT, Jandl JH. Le sang - atlas commenté d'hématologie. Médecine et Sciences Internationales, Paris 1982
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