Blutausstrich bei ausgeprägter Knochenmetastasierung
Autor/en: F.-G. Hagmann
Institution/en: Karlsruhe
Serie zuletzt geändert am: 14.01.2011
Blutausstrich eines Patienten mit ausgeprägter Skelettmetastasierung eines Prostatakarzinoms.
Das quantitative Blutbild zeigte eine mäßige Trizytopenie. Es bestand kein Hinweis auf eine Verursachung durch Medikamente.
Das klinisch-hämatologische Bild lässt folgende Typen unterscheiden:
- Knochen- und Knochenmarkmetastasierung ohne auffälliges Blutbild;
- Knochen-/Knochenmarkmetastasierung mit oder ohne radiologisch sichtbare Knochenveränderungen, mit leukoerythroblastischem Blutbild und Zytopenie (selten Leukozytose), z.T. mit akutem Verlauf (z.B. bei Mamma- oder Magenkarzinom), u.U. kompliziert durch mikroangiopathische hämolytische Anämie und Gerinnungsstörung (Adenokarzinome);
- fortschreitende Knochenmetastasierung mit Verdrängung des hämatopoetischen Markes und zunehmender Zytopenie;
- Anämie bei malignem Tumor mit Vorliegen von Knochenmetastasen ohne Verdrängung des hämatopoetischen Knochenmarks.
Das Vorliegen eines Typs 1 wird beispielsweise bei kleinzelligem Bronchialkarzinom durch die Beckenkammbiopsie (und Skelettszintigraphie) vor Festlegung der Therapie abgeklärt.
Zur Abklärung des Typs 2 geben häufig sich innerhalb von Tagen bis wenigen Wochen entwickelnde Blutbildveränderungen mit klinischer Verschlechterung (und eventuell disseminierter intravaskulärer Gerinnung mit oder ohne Hyperfibrinolyse) Anlass.
Zur Bedeutung von MRT und FDG-PET in der Diagnostik der Knochenmarkmetastasierung gibt es Untersuchungen. Die Entwicklung hängt von der Wachstumsgeschwindigkeit und der Pathophysiologie der Metastasierung ab.
Leukoerythroblastische Blutbildveränderungen kommen auch bei einer Verdrängung im Rahmen einer nichtmalignen Erkrankung, der Osteopetrose (Marmorknochenkrankheit), vor.
Leukozytose bei malignen Tumoren ohne und mit Metastasierung kann außer bei infektiösen Komplikationen unspezifisch durch inflammatorische Reaktion ausgelöst werden; selten ist auch eine paraneoplastische Leukozytose durch G-CSF- oder GM-CSF-produzierende Tumorzellen beschrieben.
In der Hälfte der Fälle von Knochenmarkmetastasierung sollen keine Blutbildveränderungen vorliegen. Bei Patienten mit Typ 2 kann bei ausreichenden Voraussetzungen (Allgemeinzustand, Prognose, Tumorsensibilität) eine spezifische zytostatische Chemotherapie mit entsprechendem Support durchgeführt werden. Typ 3 ist selten und Zeichen einer fortgeschrittenen Metastasierung mit zumeist nur symptomatischen Therapieoptionen.
Beschreibung/Beurteilung der Bildserie: Hier handelte es sich um einen Typ 3, bei genauer Prüfung war zwei Monate vorher bereits eine diskrete Leukozytopenie vorhanden, eine tumorassozierte Anämie war schon über einen längeren Zeitraum nachweisbar.
Es findet sich eine Linksverschiebung der Neutrophilen, darüber hinaus sind Normoblasten nachweisbar. Es besteht eine relative Basophilie, die Veränderungen an den Erythrozyten sind unspezifisch.
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