Autor/en: F.-G. Hagmann
Letzte Änderung dieser Seite: 09.04.2014
Als Retikulozyten (nach Supravitalfärbung, vorzugsweise mit Brillantkresylblau) werden junge Erythrozyten bezeichnet, die sich von den reifen Diskozyten differenzieren lassen. Im Gegensatz zu den letzteren sind sie polychromatisch in der Pappenheim-Färbung. Je nach Ausfall der Färbung erscheint hier der Farbton bläulich-rötlich oder gräulich-rot. Diese basophile zusätzliche Tönung ist auf Reste von RNS zurückzuführen. Bei der mikroskopischen Betrachtung des Blutausstriches sollte auch auf diese Fraktion der Erythrozyten geachtet werden. Anhand der polychromatischen Erythrozyten lässt sich die durch oben genannte spezielle Färbung messbare Retikulozytenzahl abschätzen. Unter physiologischen Bedingungen sieht oder misst man im Blut nicht die im Knochenmark vorhandene Fraktion dieser Zellen, während bei erheblich stimulierter Erythropoese auch jüngere Retikulozyten in das Blut übergehen. Normoblasten (kernhaltig), die bei ausgeprägter Regeneration im Blut gefunden werden können, werden nach Heilmeyer als Retikulozyten der Stufe 0 bezeichnet.
Für die Praxis kann man festhalten: Das Ausmaß der Polychromasie der Erythrozyten im Blut gibt einen Hinweis auf den Umsatz der Erythropoese. Gemessen werden die Retikulozyten. Nähere Einzelheiten zur Einschätzung der Methoden und dem Rückschluss auf die erythropoetische Leistung lassen sich aus der unten angefügten Literatur entnehmen.
Literaturreferenzen:
Löffler H, Rastetter J. Atlas der klinischen Hämatologie. 5. Auflage. Springer, Berlin etc. 1999
Brücher H. Knochenmarkzytologie. Thieme, Stuttgart, 1986
Bessis M. Corpuscules - Essai sur la form des globules rouges de l'homme. Springer International, Berlin Heidelberg 1976
Bongert KSM. Lassen Erythrozyten bei morphologischer Klassifizierung eine Abhängigkeit von ihrem Alter oder der Blutgruppe erkennen? Inaugural-Dissertation, Münster 2007
Grehn M. Beobachtungen an doppelbrechenden Strukturen in den Retikulozyten des peripheren Blutes nach Supravitalfärbung mit Toluidinblau. Inaugural-Dissertation, Tübingen 1967